Wanderruderfahrt in den Niederlanden

Gemeinsam mit Ruderern des Königlichen Groninger Rudervereins 'de Hunze' vom 15.- 24. Juli 2016

Denkt man hierzulande an die Niederlande, fallen den meisten Menschen vermutlich putzige Kopfbedeckungen auf blonden Köpfen von hochgewachsenen Holländerinnen namens Antje ein, die Käseräder unterm Arm und Holzschuhe an den Füßen tragen, während sie in einem Tulpenfeld vor Windmühlen posieren. Alternativ denkt man an Rudi Carrell, Linda de Mol oder Harry Wijnvoord. Und natürlich an (gefühlt) jeden Wohnwagen, der sich gemächlich vor einem auf der Autobahn den Berg hochquält, den er von zu Hause so nicht kennt. Das alles ist sicherlich in seinen Übertreibungen dem Schubladendenken des menschlichen Gehirns geschuldet. 

Nun hatten wir durch die Rudertour die Möglichkeit, uns selbst ein Bild zu machen. Für diese Wanderfahrt hat Ulrike, unsere Fahrtenleiterin, ihre guten Kontakte zu Tjitske vom Ruderverein KGR 'de Hunze' in Groningen genutzt. Zusammen mit ihr bereitete Ulrike seit Jahresbeginn eine Expedition in die Gewässer westlich von Groningen vor, Axel und Felix halfen ihr bei der Organisation. Aufgrund der vielen Möglichkeiten, dort eine Rundfahrt über mehrere Tage zu gestalten, keine leichte Aufgabe. 

Bootshaus mit Veranda, Saal und Biertresen

Am 15. Juli war es dann endlich soweit. Mit drei Fahrzeugen startete die Jenaer Delegation Richtung Nordwesten. Aufgrund eines Frühstarts kamen Ulrike, Felix und Jochen schon gegen Mittag am zentral gelegenen Vereinshaus an. Beate, Axel und ich schafften es immerhin zum frühen Abend, ihr Ziel zu erreichen. Martin, Anne, Christina und die kleine Magdalena hatten sich aufgrund der maximal erlaubten Reisegeschwindigkeit von 80 km/h, verursacht durch den Wohnanhänger, zu einer Fahrt in zwei Teilen entschlossen, und verpassten so einen Besuch in einem leckeren Restaurant in der Innenstadt sowie einen gemütlichen Abend im großen, hübsch ausgestatteten Gemeinschaftssaal des Bootshauses, welcher sogar über einen Tresen mit Bierausschank verfügt. Auch die Veranda, der über 25 Meter lange Bootssteg - man könnte wohl eher von einer Terrasse reden - und die Bootshalle überraschten uns in ihrer Größe und Gepflegtheit.

Flagge raus und hinlegen!

Als dann am Morgen des 16. Juli auch das Wohnwagengespann vor den Toren des Rudervereins hielt und alle nicht notwendigerweise im Boot zu platzierenden Taschen, Zelte und Reserveskulls darin verstaut waren, konnten sich 2 Vierer und ein Zweier auf den Weg machen, die Innenstadt von Groningen Richtung Zoutkamp zu verlassen. Zusätzlich zu den 8 Ruderern aus Jena (Martin machte mit Magdalena den Landdienst) verstärkten noch Tjitske, Guido und Ank vom Groninger Ruderverein die Mannschaft. So blieben zwar in den Vierern jeweils die zweiten Positionen leer, aber dem Ruderspaß tat das keinen Abbruch.

Wenn man - so wie ich - zum ersten Mal auf den Wasserstraßen eines anderen Landes unterwegs ist, ist der Lerneffekt natürlich besonders hoch. Zum Beispiel finde ich es erstaunlich, wie viel Energie und Arbeit in den Niederlanden investiert wird, um so ziemlich jede größere Brücke so zu bauen, dass sie Segelbooten die Durchfahrt ermöglicht. Dies ist dem gut ausgebauten Netz der Wasserstraßen der Seefahrernation zu verdanken, in der der Besitz eines Segelscheins scheinbar so selbstverständlich ist wie der eines Kfz-Führerscheins bei uns.

Bei den Brücken führt das zusammen mit dem relativ konstanten Wasserpegel allerdings dazu, dass bei geschlossener Brücke der Platz darunter selbst für ein Ruderboot knapp wird. Gerade im Innenstadtbereich und im näheren Umland heißt es deshalb oft beim Passieren der Brücken: „Bootsflagge aus dem Heck nehmen und alle Mann flach hinlegen!“

Seid beruhigt: Kasseler ist dabei!

Nachdem wir das auf dem Reitdiep einige Male live üben konnten, befanden wir uns am Ortsrand von Groningen, wo uns eine Schleuse kurzzeitig den Weg versperrte. Doch auch dieses Hindernis wurde genommen und die Fahrt ging bis zum Versorgungspunkt bei Roodehaan zügig weiter. Ich werde keinen weiteren Satz schreiben, bevor der kundige Leser nicht beruhigt ist: Natürlich hatte Christina wieder für ihren köstlichen Kassler gesorgt und obwohl alle kräftig und genussvoll zulangten, konnten wir auch an den folgenden zwei Tagen noch davon zehren, dem Kühlschrank im Wohnanhänger sei Dank.

Als wir in Zoutkamp ankamen, begrüßte uns die Landcrew schon freudig. Aus den Booten über zwei kurze, aber nicht einmal 20cm breite Stege an Land zu kommen, war für uns Sportler erwartungsgemäß kein Problem. Die Zelte waren schnell auf dem liebevoll gestalteten Platz aufgebaut und nach dem Abendessen, teilweise im Restaurant vor Ort, teilweise auf dem Campingplatz, und einem kurzen Umtrunk am „Leuchtturm“ erholten sich alle von den 30 Kilometern des Tages. 

Dokkum: 1200 Jahre und sonnig, warm und wenig windig

Der nächste Tag sollte uns nach Dokkum führen. Martin wechselte für Anne ein, die diesmal den Weg zum Zielpunkt über Land bewältigen sollte. Tjitske hatte zur geplanten 25 Kilometer Strecke noch ein Alternativroute herausgesucht, falls der Wind das zu passierende Lauwersmeer zu unruhig für Ruderboote gemacht hätte. Doch das Wetter war sonnig, warm und weniger windig als erwartet, so dass der Querung nichts im Wege stand. Wir kamen sogar ohne den schützenden Windschatten der im Lauwersmeer liegenden Inseln und Halbinseln aus. Nach ein paar Kilometern auf dem Dokkumer Djip erreichten wir den Yachthafen Lunegat. Dort machten wir eine wohlverdiente längere Pause, bevor es weiter in Richtung Westen nach Dokkum ging, zum Campingplatz Schreiershoek.

Es waren zwei Tage Aufenthalt geplant, und so stand einer nächtlichen Stadtbesichtigung nichts entgegen. Und obwohl sicherlich der Start dazu etwas holprig war, weil scheinbar doch nicht jeder über Uhrzeit und Treffpunkt informiert wurde, wurde es doch ein schöner Abend mit sehr hübschen Motiven einer idyllischen kleinen Stadt, die auf eine über 1200 Jahre währende abwechslungsreiche Geschichte als ehemalige Seestadt blicken kann.

Tandems funktionieren auch mit Ruderbefehlen

Der Montag wurde zur Abwechslung relativ ruhig begonnen. Es gab keine Zelte zu verpacken und zu verladen, und auch das Frühstück konnte etwas später stattfinden. Mit dem Bus ging es dann über die Staumauer, die das Lauwersmeer vom Wattenmeer vor der Nordsee trennt, zur Fähre, mit der wir in kurzer Zeit nach Schiermonnikoog übersetzten. Das phantastische Wetter lud geradezu dazu ein, noch am Pier Fahrräder zu leihen und damit die Insel zu erkunden. Beate und Axel sowie Anne, Martin und Magdalena mieteten sich sogar Tandems, was auch erstaunlich gut funktionierte. Im Uhrzeigersinn ging es dann rund um die Insel, eine Mittagspause im einzigen Dorf inklusive.

Dort konnte man die gigantischen Unterkieferknochen eines Blauwals bewundern, die zu einem großen Torbogen aufgestellt waren. Auch eine Statue in Form eines Zisterziensermönchs, denen die „Insel der grauen Mönche“ ihren Namen verdankt, ist dort zu finden. Die Fahrt ging weiter bis zum breiten nördlichen Sandstrand, wo wir unsere Füße – manche auch mehr – in die Nordsee tauchen konnten. Sogar Magdalena kämpfte sich tapfer in Martins Obhut durch das für sie über Bauchnabel hohe Wasser in den abfließenden Kanälen. Frisch gebadet und mit trocknenden Kleidern am Leib fuhren wir noch am Kaap Kobbeduinen vorbei, einem auf einer Anhöhe errichteten großen hölzernen Warnsignal für die Schifffahrt, bevor wir die Runde am Pier der Fähre beendeten. An diesem sehr entspannenden Tag, beendet mit einem ruhigen Umtrunk auf dem Campingplatz, konnten wir genug Energie für die nächsten Tage tanken.

30 Kilometer zum Trockenrudern

Mit frischen Elan stieg dann auch am nächsten Tag Axel ins Boot zu Jochen. Etwas zu viel Elan vielleicht, aber so konnte nochmals allen klargemacht werden, dass Rudern ein Mannschaftssport ist, Dollen möglichst geschlossen sein sollten, wenn Leute im Boot sitzen, und dass man sich der Aufmerksamkeit der Mitfahrer vergewissern sollte, wenn man einsteigt. Es war wohl warm genug; jedenfalls hielt es Axel nicht für nötig, die nassen Sachen nochmal zu tauschen und so ruderte er sich einfach trocken. 

Er hatte an diesem Dienstag locker 30 Kilometer dafür Zeit, unterbrochen durch eine kurze Rast an einem lauschigen Plätzchen mit Spielplatz und einen längeren Aufenthalt in der Innenstadt von Leeuwarden. Während ein paar Ruderer an Land „auf die Boote aufpassten“ - was durchaus auch als „faul herumliegen“ missverstanden werden könnte - machten die anderen die Stadt unsicher und ein paar hübsche Fotos.

Der schiefe Turm von Leuwaarden

So verpasste die Wachmannschaft nicht nur die Möglichkeit, günstig Holzschuhe zu erwerben, sondern auch eine Attraktion der Stadt: „De Oldehove“, eine Anfang des 16. Jahrhunderts begonnene Kirche, die nach nur drei Jahren Bauzeit aufgegeben und noch am Ende desselben Jahrhunderts mit Ausnahme des Glockenturms abgerissen wurde, da das ganze Gebilde langsam ungleichmäßig im Boden zu versinken begann und heute dem Turm von Pisa Konkurrenz macht. Um der drohenden Gefahr umstürzender Altbauten zu entkommen, stiegen wir wieder in die Boote und legten ab. Nach einer kurvenreichen Fahrt durch die Innenstadt hatte uns dann schnell das Umland wieder, und zum Zeltplatz Hiddemastate war es auch nicht mehr weit. 

Der Zeltplatz selbst war wie die anderen vorher auch mit kostenlosen Duschen und anderen Annehmlichkeiten ausgestattet. Zusätzlich gab es eine kleine Wäscheschleuder. Und die erwähne ich hier nur, weil dieses kleine Wunderwerk der Technik beinahe eine Socke und einen Handschuh von mir einbehalten hätte. Es wäre mir gar nicht aufgefallen, wenn diese Dinge nicht üblicherweise als Pärchen daherkämen. Aber schon 3 Schrauben später gab die Schleuder auf und ihr Innenleben preis. Fast hätte ich darauf gewettet, mehr als nur meine Sachen im Innenraum wiederzufinden. Aber offensichtlich war ich der Einzige, der die Maschine so massiv überladen hatte. 

Nach dieser kurzen Episode einfacher Handwerkskunst muss hier auf eine viel größere Leistung des Abends eingegangen werden. Nachdem wir ja an den vorherigen Tagen am Abend mal im Restaurant in warme Speisen, mal am Campingplatz in kalte Stullen bissen, hatte Martin heute während seines Landdienstes alle Zutaten für Gehacktesklopse mit Kartoffelbrei, Erbsen und Möhrchen besorgt und schon größtenteils zubereitet, wobei ihm noch Beate und einige andere zur Hand gingen. Es schmeckte vorzüglich und sollte in den Standardspeiseplan für Wanderfahrten aufgenommen werden! 

Gorillas?

Der Mittwoch konnte wieder als Entspannungstag angesehen werden. Es gab nur 13 Kilometer zu rudern, denn der Zielort war der größte Campingplatz in der Umgebung, „It Wiid“. Er ist eher eine Art riesige Ferienanlage mit eigenem Restaurant, Einkaufsladen, Bootsverleih und Schwimmbad. 

Kurz nach der Ankunft gab es eine Einwechslung. Ank, die sich bis dahin als veritable Ruderin und Steuerfrau profiliert hatte, fuhr zurück nach Hause, für sie sprang Marianne ein. 

Wie einige von uns nach dem Schwimmen im zuvor durchruderten Gewässer feststellten, war das Schwimmbad aus gutem Grund dort. Denn die Torfpartikel, die das Wasser sichtbar braun färbten, markierten jedes noch so kleine Härchen am Körper in sattem dunkelbraun und waren, wenn angetrocknet, nur sehr schwer zu entfernen. Für alle Pauschalurlauber ist deshalb das Schwimmbad eher zu empfehlen. 

Nachdem die natürliche Hautfarbe wiederhergestellt war und wir nicht mehr Gefahr liefen, von Zoo-Angestellten für ausgebrochene Gorillas gehalten und nach einem Betäubungsschuss in ein Gehege zurückgeschleift zu werden, trafen sich alle zum gemeinsamen Abendessen im Restaurant, das mit einer großen Auswahl an guten Speisen und Getränken aufwarten konnte. 

Ein paar hatten an diesem Tag aber noch nicht genug vom Rudern, deshalb ging es für Beate, Axel, Guido und Ulrike nach dem Sonnenuntergang nochmal zu einer Mondscheinfahrt raus auf's Wasser. Als sie wiederkamen, lagen alle anderen bereits in ihren Behausungen. 

Grüße von Thor

Wie allgemein bekannt, ist der Donnerstag ja dem Gott Thor gewidmet. Und obwohl es während der Fahrt permanent trocken war, und wir auch die Pause und den größten Teil der Fahrt bei schönsten Sommerwetter genossen, gönnte uns der Gott des Donners auf den letzten zwei Kilometern eine akustische Kostprobe seines Könnens - „gottseidank“ in größerer Entfernung. Sobald wir aber im Yachthafen t'Eibertsnest bei Zwaagwesteinde angelegt hatten, ergoss sich ein angenehmer Sommerregen über uns. Das Vorzelt des Wohnanhängers erwies sich wieder einmal als unersetzlich, faden doch viele Ruderer darunter Platz. Nach einer halben Stunde war der Regen vorbei und sofort begann die Sonne, alles wieder zu trocknen. 

Der Abend verlief ruhig, es gab ein paar Pferde auf der angrenzenden Koppel zu betrachten, auch ein paar Gänse. Martin hatte Reis und Gemüse zu einem schmackhaften Abendessen verarbeitet. Bei einer Runde Kniffel konnte ich meine ganze Erfahrung einbringen (5er Pasch aus Sechsen und Kniffel) und so den Sieg nach Hause tragen. 

Ringschluss!

Der Ringschluss der Tour sollte am Freitag passieren, und so waren alle stark motiviert, einen weiteren Tag die Schwielen an den Händen und die Druckstellen am Gesäß auszuhalten. Das Ziel war der bereits am Samstag schon besuchte Zeltplatz in Zoutkamp, der uns besonders wegen seines kleinen Leuchtturms, den mit Muscheln begrenzten Wegen und einem eiförmigen, nicht mehr zu gebrauchendem Wohnanhänger im Gedächtnis geblieben war. 

Noch vor dem ersten Rastplatz aber war es Ulrike, die bei einem unglücklichen Ausstiegsmanöver an einer Böschung in den Genuss kam, Wasserqualität (geht so), -temperatur (könnte wärmer sein) und -tiefe (man kann drin stehen) des Kanals auf's Genaueste zu prüfen. Obwohl sie sich dabei wohl eine Zerrung zugezogen hatte, ruderte sie erst einmal tapfer weiter, bis wir sie an der nächstbesten Anlegestelle überreden konnten, ihre Kleidung und auf die Steuerposition zu wechseln. 

Da die Fahrt durch den Kanal sonst recht ereignislos verlief, erwähne ich hier nur kurz den Zwischenstop gegen 13Uhr sowie die Windmühlen und hübschen Häuschen am Gewässerrand. 

Wir fuhren diesmal die Halbinsel des Campingplatzes von der anderen Seite an, da dort zwei richtige Stege angebaut waren (und sich ein guter Kilometer sparen ließ). So ließen sich die Boote leicht an Land holen, und schon kurze Zeit später konnten alle frisch geduscht, und nachdem die Zelte aufgebaut waren, im Restaurant in Zoutkamp einkehren. Pappsatt und zufrieden gab es danach noch einen gemütlichen Abend rund um den Campingtisch.

Zweite Einwechslung, es werden mehr

Weil am nächsten Morgen keine Zelte abzubauen waren, durften alle etwas länger schlafen. Es sollte nur eine kleine Ausfahrt auf's Lauwersmeer unternommen werden. Diesmal blieben Ulrike, Christina, Magdalena und Erwin an Land, und so konnten Martin und Anne auch mal am selben Tag rudern. Bislang wurde in den Vierern mit einem Mann zu wenig gerudert, daher war es gut, dass am Vortag noch Verstärkung eingetroffen waren. Obwohl Marianne uns ab hier nicht mehr begleiten konnte, erhöhten Walter und Nikki die Anzahl der niederländischen Teilnehmer auf vier, und so legten nach dem Frühstück zwei bunt gemixte voll besetzte Vierer ab. 

Schon nach wenigen hundert Metern kam das erste und einzige Hindernis: die sehr kleine Schleuse hin zum Reitdiep. Sie war zu kurz für die Vierer, und so mussten sich die beiden Boote diagonal und ineinander verschränkt in das Becken legen, und selbst dann berührte der Bugball eines Bootes immer noch das Tor. Mit den Anweisungen des Schleusenwärters, der über Kameras und Lautsprecher anwesend war, wurde es zwar nicht viel besser, aber wenigsten fühlte man sich wahrgenommen. 

Das Wetter spielte mit, und so kamen die Boote zügig vorwärts. Sie stoppte erst an der schon weiter oben beschriebenen Staumauer zur Nordsee. Für einen Blick auf das Wattenmeer und die Fähre, die uns ein paar Tage vorher gute Dienste geleistet hatte, war genügend Zeit. 

Die Boote kamen auf dem Rückweg dann wieder an der dem Reitdiep zugewandten Seite des Campingplatzes an; denn niemand hatte Lust, die Erfahrung aus der Schleuse zu vertiefen. 

Und zurück zum Anfang!

Am Abend wurde den Ruderern des KGR 'de Hunze' unser Gastgeschenk überreicht: ein brandneuer, von Torsten mit Aufdruck versehener, vielseitig zu nutzender Paddelhaken. 

Sonntag. Der letzte Tag. Ein letztes Mal die Zelte einpacken, diesmal extra ordentlich, denn wer weiß schon, ob das Zelt zu Hause wirklich nochmal entrollt und gesäubert wird. Ein letztes Frühstück zusammen als Gruppe, denn schon bald sollte das Rennen in seine letzte Etappe gehen: der KGR 'de Hunze' in Groningen war das Ziel. 

Aus terminlichen Gründen wurde beschlossen, dass schon am Abend die Rückfahrt nach Jena anzutreten sei, deshalb legten sich alle nochmal kräftig ins Zeug. Da die Strecke ziemlich genau die gleiche wie auf dem Hinweg war, kann als einziger Unterschied erwähnt werden, dass wir nun die Grashalme, Bäume, Büsche, Häuser, die Schleuse und die Brücken zum Abducken von der anderen Seite sehen konnten und auf der anderen Seite des Kanals fuhren. 

Früher als gedacht erschien der Bootssteg des Bootshauses vor uns. In dem Bewusstsein, dass damit unsere Wanderfahrt – bezogen auf das Rudern – zu Ende war, mobilisierten wir unsere letzten Kräfte, um die Boote auf den Steg zu holen, ordentlich zu putzen und mit den Skulls zu verstauen. Während nach und nach alle nochmal unter die Dusche sprangen und sich ein Getränk an der Bar gönnten, die letzten Reste der Mittagsverpflegung aufbrauchten oder schon wieder fleißig am Packen und Sortieren waren, konnten wir uns vor der langen Autofahrt gut erholen. 

Wir packten unsere Autos, die von Axel und Jochen vom etwas entfernten Parkplatz vor das Bootshaus geholt wurden, verabschiedeten uns von unseren wunderbaren Gastgebern und traten die Reise Richtung Jena an. 

Wobei – nicht alle hatten diese Richtung im Sinn. Martin, Anne und Magdalena hatten noch etwas Urlaub übrig und machten in den nächsten Tagen die Nordseeküste bis Calais unsicher. Aber das ist eine andere Geschichte...

Und die Moral von der Geschicht?

Und was haben wir nun in diesen 9 Tagen über die Niederlande und die Niederländer gelernt? 
Zunächst möchte ich positiv anmerken, dass es für eine Landschaft, die direkt an der Nordsee liegt, erstaunlich wenig geregnet hat. Wofür man allerdings niemanden verantwortlich machen kann, außer eventuell die glücklichen Händchen unserer Tourplaner. 

Die Städte sind vielseitig, lebendig und bunt und halten für jeden Geschichtsliebhaber reichhaltige Informationen zu ihrer Vergangenheit parat. 
Vom Wasser aus betrachtet mag die Landschaft um die Kanäle eventuell streckenweise eintönig wirken, es gibt aber genug Unterbrechungen an gepflegten Rastplätzen. Die Tierwelt versteckt sich auch nicht ängstlich vor den herannahenden Booten. Das Auge findet also immer wieder Ablenkung. Vor allem natürlich in den Kanälen innerhalb der bewohnten Gebiete, seien es Hausboote, Häuser auf Stelzen wie in Venedig oder einfache Frachtkähne, die mal liebevoll gepflegt und individuell gestaltet, mal fast vergessen und langsam vor sich hin rostend an den Kaimauern vor Anker liegen. Oder die Autos, die in der Stadt so dicht an der Kaimauer geparkt sind, dass der Fahrer unmöglich zur Wasserseite hin ausgestiegen sein kann. 

Zu guter Letzt – die Niederländer selbst: 
Mit ruhigem Gemüt, nie aufbrausend und stets gelassen präsentierten sich unsere Reisebegleiter und auch alle auf der Tour getroffenen Niederländer. 

Hilfsbereit und zuvorkommend, z.B. als meine Schlafunterlage gleich zu Beginn Luft ließ und die nette Besitzerin des Zoutkamp-Campingplatzes mir einfach so eine sehr gute Schlafmatratze für die Woche überließ. Fleißig, ohne gehetzt zu wirken, wäre eine weitere korrekte Beschreibung, die besonders auf das Personal der diversen Restaurants zutrifft. 

Leider, muss man sagen, war allerdings kaum jemand anzutreffen, der ein Käserad unter dem Arm trug; und Holzschuhe scheinen sich auch nicht durchgesetzt zu haben. Schräger Kopfputz kam ähnlich oft vor wie bei uns und Tulpen habe ich überhaupt nicht gesehen. Der am häufigsten gesehene Wohnwagen war unser selbst mitgebrachter. Einzig die Windmühlen waren noch Teil der modernen Welt, wenn auch - wie bei uns - fast nur als Denkmal oder Museum. 

Nun bleibt es mir nur noch, im Namen aller Mitfahrer denen zu danken, die diese Fahrt in dieser Form erst möglich gemacht haben: Ulrike, die sich als Reiseleiterin bis ins Detail um alle Belange der Ruderer, die Route und mögliche Ausweichaktivitäten sowie Übernachtungs- und Ernährungsmöglichkeiten kümmerte; Axel und Felix, die ihr mit den Finanzen zur Hand gingen; Joachim und Torsten, die für die Gastgeschenke gesorgt haben; Anne und Martin, ohne die wir das ganze zusätzliche Material wohl nie von Zeltplatz zu Zeltplatz geschafft hätten; dem KGR 'de Hunze' für die Zusammenarbeit und das gute Bootsmaterial; und natürlich ganz besonders Tjitske, welche die gesamte Strecke ausarbeitete und mit Ulrike organisierte, sie als Karte jedem Boot zugänglich machte und uns zusammen mit Guido, Ank, Marianne, Walter und Nikki nicht nur fleißig in den Booten und an Land unterstützte, sondern auch während der Erholungsphasen für unterhaltsame und informative Gespräche sorgte.

Vielen herzlichen Dank!

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